Das Hoigné-Syndrom ist ein extrem seltenes Syndrom mit neurologischen Symptomen, das nach der Verabreichung von Procain-Penicillin auftritt. Ist das Hoigné-Syndrom lebensbedrohlich?
Hinter demHoigné-Syndrom verbirgt sich eine Reihe von neurologischen Symptomen, die als Komplikation nach der Verabreichung von Procain-Penicillin auftreten. Dies ist eines der Medikamente, die per Injektion verabreicht werden. Die spezielle Kombination von Benzylpenicillin und Procain ermöglicht eine langsamere Absorption und Ausscheidung aus dem Körper, so dass es dem Patienten weniger häufig verabreicht werden muss. Procain-Penicillin wird intramuskulär verabreicht, aber wenn große Penicillin-Kristalle in den Blutkreislauf gelangen, kann das Hoigné-Syndrom auftreten. Dieses Syndrom ist eine der Nebenwirkungen von Penicillin und tritt mit einer Häufigkeit von 1:3000 Injektionen auf, d.h. es ist häufiger als ein anaphylaktischer Schock.
Das Hoigné-Syndrom wurde erstmals in den 1960er Jahren erwähnt. Rolf Hoigné, ein Schweizer Arzt, beobachtete, dass einige mit Procain-Penicillin behandelte Patienten ähnliche neurologische Nebenwirkungen entwickelten.
Symptome des Hoigné-Syndroms
Die Symptome, die bei der genannten Krankheitsentität auftreten, sind eine Kombination aus somatischen und psychiatrischen Symptomen, die nach der Verabreichung von Penicillin auftreten. Die Patienten klagen vor allem über eine plötzliche, intensive Todesangst, starken Schwindel, plötzliche motorische Unruhe und starkes Gestikulieren, über das sie keine Kontrolle haben, manchmal Verwirrung und Parästhesien. Außerdem treten Tinnitus, Summen oder Brummen in den Ohren, 'Glühen' und 'Funken' vor den Augen, Doppeltsehen oder weiße Flecken auf. Die Patienten erleben einen plötzlichen Anstieg des Blutdrucks, begleitet von Tachykardie.
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Pathogenese
In der Literatur werden zwei Mechanismen der Pathogenese beschrieben, um das Auftreten des Hoigné-Syndroms zu erklären. Der erste Mechanismus, der so genannte embolische Mechanismus, beruht auf dem Eindringen von Penicillinkristallen in den venösen Kreislauf, was zum Auftreten von Mikroembolien in den Hirn- und Lungengefäßen führt. Der zweite Mechanismus, der so genannte toxische Mechanismus, beruht auf der Wirkung von Procain auf das zentrale Nervensystem, wenn die retikuläre Formation, die für die Stimulation der kortikalen Zentren im Gehirn verantwortlich ist, unterdrückt wird. Es wird angenommen, dass beide Mechanismen zusammen auftreten und dadurch die auftretenden Symptome verschlimmern können. Der genaue Mechanismus, der eindeutig erklären würde, warum das Eindringen von Kristallen in den Blutkreislauf Auswirkungen auf die Entwicklung von psychischen Störungen hat, ist nicht bekannt.
*STROINN*
Penicilline - wann kommen sie zum Einsatz?
Penicilline sind eine Gruppe von Antibiotika, die zu den sogenannten Beta-Lactam-Antibiotika gehören. Penicilline wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Alexander Fleming entdeckt. Der Wirkmechanismus der Penicilline beruht auf der Blockierung der Aktivität von bakteriellen Enzymen (so genannte PBP-Transpeptidasen), die am Aufbau der bakteriellen Zellwand beteiligt sind. Penicillin blockiert effektiv die Fähigkeit der Bakterien, eine Zellwand aufzubauen. Das Ergebnis der Unfähigkeit, die Zellwand zu synthetisieren, ist eine fortschreitende Autolyse, d.h. der Zerfall der Bakterienzelle. Die korrekte Verabreichung des Antibiotikums (gemäß der Packungsbeilage oder der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels) ist nicht nur für die richtige Wirkung, sondern vor allem für die Gesundheit und das Leben des Patienten entscheidend. Die unsachgemäße Verabreichung eines Antibiotikums kann zu dem bereits erwähnten Hoigné-Syndrom führen.
Ist das Hoigné-Syndrom ein Gesundheitsrisiko?
Wenn bei Ihnen nach der Verabreichung von Penicillin beunruhigende Symptome auftreten, wenden Sie sich sofort an Ihren Arzt. Die mit Panik einhergehenden Symptome wie Tachykardie und Atemnot können lebensbedrohlich sein.