Darmerkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Bevölkerung. Aufgrund seiner direkten Verbindung zur Außenwelt (über die Mundhöhle) ist der menschliche Darm einem ständigen Kontakt mit vielen schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die für die Entstehung von Krankheiten wie z.B. viraler oder bakterieller Diarrhöe verantwortlich sind. Auf der anderen Seite ist der Darm anfällig für Schädigungen oder toxische Stoffe, so dass er manchmal neoplastischen Prozessen erliegt, die wiederum zur Entwicklung des äußerst gefährlichen kolorektalen Krebses führen können.
Physiologie des Verdauungssystems und des Dickdarms.
Das menschliche Verdauungssystem ist funktionell in zwei Teile gegliedert:
- Magen-Darm-Trakt - wie der Name schon sagt, ist dies die Röhre, durch die die Nahrung vom Mund zum Anus gelangt. Hier findet die Verdauung statt, um Moleküle wie Proteine, Kohlenhydrate oder Fette in einfache Nährstoffe (Aminosäuren, Glukose bzw. Fettsäuren) aufzuspalten. Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess spielen der Dünndarm und der Dickdarm, in denen die Aufnahme der oben genannten Bestandteile stattfindet.
- DieVerdauungsdrüsen - die Speicheldrüsen, die Bauchspeicheldrüse oder die Leber - diese Organe unterstützen die Verdauungsprozesse, die im Verdauungstrakt stattfinden.
Der Dickdarm, bestehend aus Dick- und Enddarm, ist in erster Linie für die Aufnahme von Wasser und Elektrolyten sowie für die Konzentration von Nahrungsresten und die anschließende Bildung von Fäkalien verantwortlich. Er besteht aus vier Schichten: der Schleimhaut, der Submukosa, der Muskularis und der äußersten serösen Membran.
Epidemiologie des kolorektalen Karzinoms
Darmkrebs ist die zweithäufigste bösartige Erkrankung, die in der polnischen Bevölkerung für Todesfälle verantwortlich ist (nach Lungenkrebs). Darüber hinaus nimmt die Zahl der Neuerkrankungen stetig zu, insbesondere bei älteren Patienten. Das Lebenszeitrisiko für Darmkrebs liegt in der europäischen Bevölkerung bei etwa 5%! Er ist der dritthäufigste bösartige Tumor, nach Lungen- und Brustkrebs bei Frauen und nach Lungen- und Prostatakrebs bei Männern - gleichzeitig tritt er bei Männern doppelt so häufig auf wie bei Frauen.
Krebs des Dick- und Enddarms betrifft sehr selten Menschen unter 40 Jahren. Nach diesem Alter steigt die Inzidenz deutlich an und erreicht bei Patienten im achten Lebensjahrzehnt einen Höhepunkt. Der Krebs selbst entwickelt sich am häufigsten im Endabschnitt des Dickdarms, d. h. im Sigma und im Rektum.
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Risikofaktoren für kolorektalen Krebs - Genetik
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die nachweislich einen Einfluss auf das erhöhte Auftreten von Darmkrebs haben. Die wichtigsten davon sind genetische und umweltbedingte Faktoren. Wenn ein Patient Mutationen aufweist, die das Krebsrisiko erhöhen, sprechen wir von der Entwicklung genetisch bedingter Darmkrebsarten, von denen die familiären Polyposis-Syndrome und der hereditäre nicht-polypöse Darmkrebs (Lynch-Syndrom) die häufigsten sind.
Familiäre Polyposis-Syndrome sind eine Gruppe von Krankheiten, bei denen sich aufgrund einer genetischen Mutation Polypen im Magen-Darm-Trakt (in der Regel im Dickdarm) entwickeln. Sehr oft werden Polypen, die zu Beginn ihrer Entwicklung gutartige Tumore sind, bösartig. Wenn es sich bei den Polypen um sogenannte Adenome handelt, liegt das Risiko, bis zum Alter von 40 Jahren an Krebs zu erkranken, bei 100%. Wenn also bei einem jüngeren Menschen Darmkrebs diagnostiziert wird, sollte das Risiko einer genetischen Belastung vermutet werden. Innerhalb der Gruppe der Polyposis-Syndrome ist die wichtigste Erkrankung die familiäre adenomatöse Polyposis (APP). Zu den anderen Syndromen gehören das Gardner-Syndrom (bei dem sich neben kolorektalen Adenomen auch verknöchernde und Weichteiltumore entwickeln) und das Turcot-Syndrom (bei dem sich auch Tumore des zentralen Nervensystems entwickeln).
Wenn bei einem Patienten eines der familiären Polyposis-Syndrome diagnostiziert wird, sollten ab einem Alter von 10 Jahren jährliche Kontrollkoloskopien durchgeführt werden. Darüber hinaus sollten diese Patienten eine umfassende gastroenterologische Betreuung erhalten. Denn bei mehr als 90 Prozent der Patienten treten Adenome auch im Magen und Zwölffingerdarm auf. Das Risiko einer bösartigen Umwandlung von Adenomen in der Dünndarmregion liegt bei etwa 8 Prozent im Laufe des Lebens.