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Paravasation von Zytostatika

Paulina Cichon

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Paravasation von Zytostatika

medforum

Chemotherapie

Chemotherapeutika werden onkologischen Patienten sowohl als Monotherapie als auch in Kombinationstherapie verabreicht. Die Wahl des intravenösen Verabreichungsweges ist mit einem hohen Risiko von Komplikationen verbunden, zu denen auch das Paravasat gehört. Dabei handelt es sich um ein unbeabsichtigtes Austreten des Medikaments in den perivaskulären Raum. Die Inzidenz wird auf bis zu 6,5 % der Patienten geschätzt, die jährlich eine systemische Chemotherapie erhalten. Die Folgen können vielfältig und manchmal sehr schwerwiegend sein.

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Chemotherapeutika werden den Patienten sowohl als Monotherapie als auch in Kombination verabreicht - nach einem für die jeweilige Krankheit festgelegten Schema, in wiederholten Zyklen. In der Regel werden die Medikamente nach ihren unterschiedlichen Wirkmechanismen ausgewählt, um die Wirksamkeit der Therapie zu verbessern. Es versteht sich von selbst, dass eine Kombinationstherapie ein höheres Risiko von Nebenwirkungen birgt.

Verabreichungswege und Risiko von Komplikationen

Zytotoxische Medikamente gibt es in oraler Form, sie können subkutan (z.B. Cytarabin, Methotrexat, Bleomycin) oder direkt in den Markkanal (bei ZNS-Tumoren, z.B. Methotrexat) verabreicht werden. Auch Infusionen in Körperhöhlen werden praktiziert, z.B. bei Urothelkarzinomen - intravesikal (z.B. Mitomycin C), bei primären und sekundären Peritonealkarzinomen - Cisplatin, Doxorubicin. Vor und während der Chemotherapie sollten unerwünschte Wirkungen berücksichtigt werden, die nicht nur auf das Medikament selbst als hochtoxische Substanz zurückzuführen sind, sondern auch auf die Art der Verabreichung. Der subkutane Weg ist nur für Medikamente geeignet, die keine lokale Reizwirkung haben und die in der fälligen Dosis in einem kleinen Volumen enthalten sein können. Medikamente, die in den Markkanal verabreicht werden, dürfen nicht neurotoxisch sein. Die Perfusion von Körperhöhlen, z.B. intraperitoneal, führt möglicherweise nicht zu frühen allgemeinen unerwünschten Wirkungen, da die Medikamente in minimalen Konzentrationen in den systemischen Kreislauf gelangen. Unerwünschte Wirkungen treten jedoch bei einer späteren Nachbehandlung auf, z.B. bei chronischen gastrointestinalen Obstruktionen, die manchmal einen chirurgischen Notfalleingriff erfordern (im Zusammenhang mit der Vernarbung des Gewebes während der Heilung einer begrenzten Entzündung, die durch die lokale Toxizität der Zytostatika verursacht wurde). Die Wahl des intravenösen Verabreichungsweges, der statistisch gesehen der häufigste ist, ist ebenfalls mit einem breiten Spektrum an Komplikationen verbunden. Die Infusion des Medikaments selbst kann beim Patienten Überempfindlichkeitsreaktionen unterschiedlichen Schweregrades hervorrufen, die nicht mit dem toxischen Potenzial des Medikaments, sondern mit der individuellen Reaktion des Organismus zusammenhängen. Das erste Symptom kann eine lokale Rötung der Haut in der Nähe der Injektionsstelle sein, mit Ausschlag und Gewebeschwellung. Wenn sich die Reaktion verstärkt, können allgemeine Symptome auftreten: Blutdruckabfall, Bronchospasmus mit Atemnot und Angstgefühlen, Angioödem. Diese resultieren aus der Mobilisierung natürlicher Immunmechanismen - Reaktionen, die auch bei der Verabreichung gängiger Medikamente aus anderen Gruppen, z.B. Analgetika oder Antibiotika, auftreten können. Von den lokalen Reaktionen auf die Verabreichung von Medikamenten ist die Phlebitis zu erwähnen - ein steriler, toxischer Mechanismus, der das Risiko einer Paravasation bei nachfolgenden Medikamenteninfusionen erhöht.

Paravasation als Komplikation

Unter Paravasation von Zytostatika versteht man das unbeabsichtigte Durchsickern oder Auslaufen von Medikamenten in den perivaskulären Raum während oder kurz nach einer intravenösen Infusion. Die Folgen eines Paravasats können unterschiedlich sein - abhängig von dem verabreichten Medikament, seiner Konzentration, dem extravasierten Volumen, der Lage der Kanüle und der Verabreichungsgeschwindigkeit sowie der Geschwindigkeit, mit der das medizinische Personal auf das Ereignis reagiert. Es ist bekannt, dass viele Faktoren das Risiko eines Paravasats erhöhen. Zu den wichtigsten gehören der Ort der Injektion, die Methode der Gefäßkanülierung und die Injektionstechnik.

Technische Aspekte der Injektion

Die anatomisch optimale Stelle für die Verabreichung ist der Unterarm. Sichtbare, breite, leicht zugängliche Venen und ein ausreichender Abstand zu den Gelenken gewährleisten Sicherheit und Komfort für den Patienten. Außerdem schützt das gut ausgeprägte Unterhautgewebe vor möglichen Nerven- und Sehnenschäden im Falle eines Auslaufens. Ein besonders ungünstiger Bereich, der vor allem bei der Verabreichung von stark reizenden Zytostatika vermieden werden sollte, ist die Innenseite des Handgelenks. Die Gefäße, Nerven und Sehnen verlaufen hier sehr oberflächlich und sind nicht durch das umgebende Gewebe geschützt, was das Risiko ihrer Schädigung erhöht, wenn das Medikament in das Gewebe austritt. Darüber hinaus sollten die Ellenbeuge, der Fußbereich und andere Gefäße in unmittelbarer Nähe von Sehnen, Nerven oder Arterien vermieden werden. Die Qualität des Venennetzes des Patienten selbst beeinflusst das erhöhte Risiko einer Paravasation. Ältere Menschen haben fragile Venen mit kleinen Durchmessern und oft eine atherosklerotisch umgestaltete Wand - sehr anfällig für Schäden. Ulzerationen in dieser Patientengruppe können ausgedehnt sein und weite Teile des Gefäßes sowie das umliegende Gewebe betreffen. Selbst wenn die Gefäßwand nicht direkt geschädigt wird, kann ihre geringe Festigkeit in Verbindung mit dem erhöhten Druck bei der Verabreichung von Medikamenten zu einer Ruptur, einem Mikroleck führen - klein, aber ausreichend, um eine lokale Nekrose auszulösen. Es ist auch wichtig, den Zustand des Gewebes im Bereich der geplanten Injektion zu berücksichtigen - schlecht, z.B. nach einem Trauma, lokaler Bestrahlung für onkologische oder andere Indikationen, im Verlauf von systemischen Erkrankungen, mit Lymphödemen (z.B. Frauen nach radikaler Mastektomie), Narbenbildung.