Oberflächliche (exterozeptive) Empfindungen werden von Rezeptoren in der Haut wahrgenommen und umfassen Sinnesmodalitäten wie Berührung, Schmerz und Temperatur. Es gibt viele Erkrankungen, im Zuge derer verschiedene sensorische Störungen auftreten können. Am häufigsten sind sie ein Symptom neurologischer Erkrankungen, Begleiterkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems, bei denen die sensorischen Fasern der Nerven oder die sensorischen Zentren der höheren Ebenen des Nervensystems geschädigt sind. Sie können auch bei systemischen Erkrankungen auftreten, die nichts mit einer Schädigung des Nervensystems zu tun haben.
Zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die mit Empfindungsstörungen einhergehen, gehören:
- Schädigungen des Hirnstamms, des Thalamus, der Hirnrinde im Rahmen von zerebrovaskulären Erkrankungen (ischämischer Schlaganfall, hämorrhagischer Schlaganfall, Subarachnoidalblutung) oder Hirntumoren. Zentrale Schäden verursachen komplexe sensorische Störungen in Form der Unfähigkeit, den Ort eines Reizes und seine Stärke zu lokalisieren, des Verlusts der Fähigkeit, geschriebene Zeichen auf der Haut zu erkennen, der Unfähigkeit, zwischen zwei gleichzeitig wirkenden Reizen zu unterscheiden oder des Verlusts der Erkennung von Gegenständen, die ohne visuelle Kontrolle in der Hand gehalten werden. Wenn der Schaden den Thalamus betrifft, tritt eine sehr schwere Halbseitenlähmung auf.
- Schädigung desRückenmarks infolge eines Traumas, eines wuchernden Prozesses, einer Entzündung, einer Ischämie oder einer Hämorrhagie. Eine transversale Schädigung äußert sich durch das beidseitige Ausbleiben aller Arten von Empfindungen unterhalb der Stelle der Rückenmarksverletzung. Bei einer hemifazialen Verletzung treten sensorische Anomalien unterhalb der Verletzungsstelle auf - taktile Empfindung auf der verletzten Seite, während Schmerz- und Temperaturempfinden auf der gegenüberliegenden Seite auftreten. Intradurale Verletzungen verursachen bifurkierende sensorische Störungen, die sich durch den Erhalt der taktilen Empfindung und die Beeinträchtigung der Schmerz- und Temperaturempfindung äußern.
Darüber hinaus können parästhesieähnliche Empfindungsstörungen unter anderem bei Elektrolytstörungen, Vitaminmangel, z.B. Vitamin B12, als Nebenwirkung der Einnahme bestimmter Medikamente, bei Vergiftungen mit toxischen Substanzen (z.B. Alkohol), nach einer Strahlentherapie, bei Migräne oder Multipler Sklerose, bei psychiatrischen Störungen (vegetative Neurosen, Angststörungen) auftreten.
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Diagnose von Empfindungsstörungen
Bei der Differenzialdiagnose von sensorischen Störungen spielen die Anamnese und eine gründliche neurologische Untersuchung eine wichtige Rolle. Je nach dem Ergebnis der Untersuchung und den vom Patienten beschriebenen Symptomen werden zusätzliche Tests angeordnet, um eine endgültige Diagnose zu stellen. Unter den Labortests sollten die folgenden Parameter berücksichtigt werden: Blutbild und -ausstrich, Leberenzyme, Vitamin B12-Spiegel, Glukosespiegel, Entzündungsmarker, Liquoruntersuchungen und Antikörpertests. Die Diagnose kann auch bildgebende Untersuchungen (Röntgen, CT-Scan, MRT) oder neurophysiologische Tests (Elektroneurographie, Elektromyographie) erfordern.
Behandlung
Die Behandlung von Sensibilitätsstörungen richtet sich nach der Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit, z.B. Normalisierung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes, Ausgleich von Defiziten bei Mangelzuständen.