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Pharmakologische Behandlung der Epilepsie bei Kindern - allgemeine Empfehlungen

Dr. Ilona Kopyta

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Pharmakologische Behandlung der Epilepsie bei Kindern - allgemeine Empfehlungen

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Weinendes Baby

In diesem Artikel werden die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit der pharmakologischen Behandlung der Epilepsie bei Kindern erörtert.

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Die meisten Kliniker sind der Meinung, dass eine antiepileptische Behandlung bei einem Kind nach einem zweiten fiebrigen und unprovozierten Anfall eingeleitet werden sollte. Fieberkrämpfe fallen also nicht unter diese Regel, da sie nicht den Charakter eines epileptischen Anfalls haben. Klinische Studien zeigen auch, dass der frühere Einsatz von Antiepileptika, z.B. unmittelbar nach dem ersten Anfall im Leben, nicht zu einer besseren Prognose in Bezug auf eine schnelle Anfallskontrolle oder die mögliche Entwicklung einer medikamentenresistenten Epilepsie führt. Entwickelt sich hingegen der erste Anfall im Leben zu einem Cluster-Anfall, sollte sofort mit der antiepileptischen Behandlung begonnen werden, ohne auf den nächsten Anfall zu warten.

Schlussfolgerung:

  • Die Grundregel lautet, dass eine antiepileptische Behandlung nach dem zweiten nicht tödlichen Anfall eingeleitet werden sollte.
  • Ausnahmen sind Clusterkrämpfe oder Status epilepticus. In diesen Fällen ist es sinnvoll, die Behandlung nach dem ersten Anfallsereignis einzuleiten.
  • Die Verabreichung einer Behandlung nach dem ersten Anfall verbessert nicht die Prognose für das Aufhören der Anfälle, sondern setzt das Kind möglicherweise dem Risiko von Nebenwirkungen aus.

Die Wahl des Medikaments hängt von mehreren Faktoren ab, von denen der wichtigste die Art des epileptischen Anfalls und möglicherweise die Diagnose eines bestimmten epileptischen Syndroms ist. Antiepileptika werden derzeit in Erst-, Zweit- und Drittlinienmedikamente unterteilt, so dass die Regel lautet, nach dem zweiten epileptischen Anfall eines der Erstlinienmedikamente einzusetzen. Derzeit ist das Mittel der ersten Wahl bei generalisierten Anfällen und epileptischen Syndromen mit generalisierten Anfällen Valproinsäure ( VPA), während es bei fokalen Anfällen und Syndromen mit fokalen ( partiellen) Anfällen Carbamazepin (CBZ) ist. Viele klinische Studien zeigen jedoch, dass beide Medikamente sowohl bei generalisierten als auch bei partiellen Anfällen gleichermaßen wirksam sind. Bei Kindern mit typischen Absence-Anfällen ist Ethosuximid das Medikament der ersten Wahl, aber in der Praxis wird bei diesen Patienten meist zuerst VPA eingesetzt und Ethosuximid manchmal als Zusatztherapie, d.h. als Medikament der zweiten Wahl. Ein völlig anderes klinisches und therapeutisches Problem ist das Flexionsspasmus-Syndrom oder West-Syndrom, bei dem Vigabatrin ( VGB) in Europa und Adrenocorticotrpic-Hormon in den USA Mittel der ersten Wahl sind. Bei neonatalen Krampfanfällen ist das Mittel der Wahl Phenobarbital.

Bei der Mehrheit der Patienten, mehr als 70 Prozent, werden die Anfälle mit einem dieser Medikamente erfolgreich kontrolliert. Darüber hinaus benötigen diese Patienten in der Regel keinen Krankenhausaufenthalt, sondern nur eine regelmäßige ambulante Nachsorge und periodische Untersuchungen. Im Gegensatz dazu führt die Einführung eines zweiten Medikaments, d.h. die Anwendung einer Polytherapie, bei weiteren 5-10 Prozent der Kinder zu einer Verbesserung. Die Behandlung mit einer Kombination von drei oder vier Antiepileptika bleibt umstritten. Einigen Autoren zufolge erhöht eine solche Therapie das Risiko von Nebenwirkungen und möglichen Arzneimittelwechselwirkungen und führt nicht zu einer wirklichen Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Patienten und einer besseren Anfallskontrolle.