Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Wissen zur Kategorisierung und Struktur von emotionalen Phänomenen. Es werden Beispiele für Klassifizierungen von Emotionen vorgestellt, die von führenden Emotionsforschern im In- und Ausland vorgeschlagen wurden.
Es gibt mehrere Arten von emotionalen Zuständen
In den letzten dreißig Jahren hat sich die Theorie und Forschung über Emotionen explosionsartig entwickelt, aber bisher hat sich noch kein gemeinsamer Weg zur Interpretation der Gesetze, die sie steuern, herausgebildet.
Es gibt eine Reihe von Begriffen für emotionale Zustände, z.B. Emotionen, Gefühle, Leidenschaften, Affekte, Emotionen; dies gilt insbesondere für die höhere Emotionalität.
Der Grund für die Ungenauigkeit dieser Begriffe ist ihre Komplexität und gegenseitige Durchdringung.
Laut Reykowski [19]
ist ein emotionaler Prozess eine spezifische Reaktion des Organismus auf Veränderungen in der inneren und äußeren Umgebung, die 3 grundlegende Komponenten umfasst
- Emotionale Erregung, die zu mobilisierenden Veränderungen im Organismus führt;
- das Erkennen der Bedeutung dieser Veränderungen für das Subjekt;
- die spezifischen und qualitativen Merkmale des Ereignisses, das für den Menschen von Bedeutung ist.
Ein Beispiel für die erste Komponente ist die emotionale Störung, die sich in Veränderungen anderer mentaler, vegetativer Aktivitäten äußert, und zwar sowohl in Bezug auf die Geschwindigkeit als auch die Intensität des Reaktionsverlaufs. Die zweite Komponente bezieht sich auf die Bedeutung des emotionalen Ereignisses für das Subjekt, d.h. ob es positiv oder negativ ist. Ein positiver emotionaler Prozess stimuliert Handlungen, die den Kontakt mit dem positiven Ereignis aufrechterhalten, während ein negativer Prozess Handlungen stimuliert, die darauf abzielen, den Kontakt mit dem negativen Ereignis abzubrechen. Die dritte Komponente des emotionalen Prozesses bezieht sich auf die spezifischen, qualitativen Merkmale des Ereignisses von menschlicher Bedeutung. Reykowski charakterisiert dies als den Inhalt der Emotion.
Wilhelm Wundt und seine Ansicht
Wilhelm Wundt , ein Pionier der wissenschaftlichen Psychologie (zitiert in [10, 19]), verstand emotionale Prozesse als "eine eigene Art von psychischen Phänomenen, deren besondere Vielfalt es nicht zulässt, einheitliche Festlegungen zu treffen". Er schlug vor, Gefühle in drei grundlegende Dimensionen einzuteilen: Vergnügen-Freude, Erregung-Beruhigung, Spannung-Entspannung [22, 23].
Wundts Gegner Titcherner
Wundts Gegenspieler war der amerikanische Psychologe Titcherner (zitiert in [19]), der nur zwei Arten von Gefühlen unterschied: Vergnügen und Ärgernis. Er betrachtete die Unterscheidung als emotionale Zustände, nicht als Gefühle. Außerdem erkannte er die Existenz einer Komplexität von emotionalen Phänomenen an und unterschied zwischen: Affekten (z.B. Freude, Hass), Stimmungen (z.B. Zufriedenheit, Angst) und komplexen Gefühlen (z.B. intellektuelle, moralische, religiöse und ästhetische Gefühle). Mit dieser Einteilung löste er eine Welle der Polemik unter den introspektiven Psychologen aus, die sich in der Definition der grundlegendsten Merkmale emotionaler Phänomene nicht einig waren und die Unterscheidung zwischen einfachen Gefühlen, komplexen Gefühlen und Affekten in Frage stellten.
Die bisherige Diskussion über die Klassifizierung emotionaler Zustände soll dazu beitragen, die Phänomene zu unterscheiden, die unter die Begriffe Gefühl, Emotion, Affekt und Stimmung fallen.
Bisher ist es nicht gelungen, zufriedenstellende Kriterien zu entwickeln, um Emotionen von Stimmungen, Temperamentsmerkmalen und anderen affektiven Zuständen zu unterscheiden. Die geringe Zahl empirischer Studien, die sich mit diesem Thema befassen, lässt keine Klärung zu. Viele Emotionsforscher postulieren eine bestimmte Beziehung zwischen Stimmung und Emotion, die darin besteht, dass sich die Schwellenwerte der Emotionserregung unter dem Einfluss der Stimmung ändern.
Nach Ekman [6, 8] sind Emotionen - anders als Stimmungen - durch ein ausgeprägtes Muster des Gesichtsausdrucks gekennzeichnet. In diesem Stadium der Forschung ist dieses Konzept jedoch nur von theoretischem Wert, da es nicht möglich war, ein nur für die Stimmung spezifisches Muster des mimetischen Ausdrucks zu bestimmen.
Die empirische Überprüfung der Hypothese von Davidson [5], die besagt, dass die Stimmung den Verlauf der kognitiven Prozesse steuert, während die Emotion den Verlauf des Verhaltens steuert, ist sehr schwierig. Die Verzerrung der kognitiven Prozesse nach einer emotionalen Erregung sollte geringer sein, da sie kürzer andauert als die erregte Stimmung.
Da die Stimmung jedoch länger anhält, wird auch die Verzerrung der kognitiven Prozesse länger sein. Die psychologischen Mechanismen, die wahrscheinlich für dieses Phänomen verantwortlich sind, könnten mit der Tatsache zusammenhängen, dass Emotionen häufiger auf ein bestimmtes Objekt gerichtet sind als Stimmungen. Die Stimmung wiederum kann die Verarbeitung von Informationen über eine breitere Palette von Objekten verzerren [8].
Sind Emotionen und Gefühleunzweideutige Begriffe?
Zwei Begriffe werden in der wissenschaftlichen Literatur und in der Alltagssprache austauschbar verwendet: Emotion und Gefühl. Obwohl es sich nicht um widersprüchliche Begriffe handelt, können sie zwei entgegengesetzte Pole eines Kontinuums bezeichnen, das von einfachen Emotionen über komplexe Emotionen bis hin zu den komplexesten Gefühlen wie Freundschaft oder Liebe führt. Emotionen werden als ein Prozess definiert, der mit der Aktivität subkortikaler Zentren zusammenhängt, vor allem mit dem Hypothalamus und den angrenzenden Zwischenhirnstrukturen, wobei die koordinierende Aktivität der Großhirnrinde berücksichtigt wird. Gefühle hingegen werden als Prozesse betrachtet, die mit der Großhirnrinde zusammenhängen [19].
Gemäß der sprachlichen Tradition ist der Begriff Gefühl für höhere Emotionen reserviert, die mit sozialen Bedürfnissen zusammenhängen (z.B. patriotische Gefühle), und der Begriff Emotion bezieht sich auf motivational-physiologische Zustände. Das Enzyklopädische Wörterbuch der Psychiatrie [11] behandelt Emotion und Gefühl als Synonyme und bezeichnet "die Einstellung des Subjekts gegenüber Menschen, Phänomenen, Dingen, sich selbst, seinem Organismus und seinen eigenen Handlungen". Meistens wird davon ausgegangen, dass Emotionen oder Gefühle mentale Prozesse sind, die eine Einstellung zu Objekten, Personen und Phänomenen beinhalten und einen direkten Anreiz für bewusste oder unbewusste Handlungen darstellen [12].
Obwohl zahlreiche strittige und unklare Fragen zur Natur emotionaler Phänomene nicht durch Introspektion geklärt werden konnten, wurde die Aufmerksamkeit auf die Verflechtung von emotionalen und physiologischen Prozessen gelenkt [19]. Die Entwicklung der Forschung zu diesem Thema hat zu veränderten Ansichten über die Natur der Emotionen geführt.
Was sind Emotionen?
Seit mehr als einem Jahrhundert wird von psychologischen, physiologischen und philosophischen Positionen aus über eine präzise und eindeutige Definition von Emotionen diskutiert. Die Schwierigkeiten ergeben sich aus dem quantitativen Übergewicht der subtilen Schattierungen von Emotionen gegenüber den Worten, die für ihre Beschreibung erforderlich sind.
Der Begriff Emotion leitet sich von dem lateinischen Verb movere ab, was soviel wie bewegen bedeutet, und deutet auf die in jeder Emotion enthaltene Neigung zum Handeln hin. Emotionen werden gemeinhin als wichtige Elemente der Handlungsmotivation anerkannt. Mit anderen Worten, sie stellen einen mehr oder weniger festen 'Drang zum Handeln' dar. Es lassen sich also zwei Bedeutungen von Emotionen unterscheiden: eine momentane Erfahrung oder eine feste Veranlagung [9]. Auf der phänomenologischen Ebene werden Emotionen als der Stimulus für jede Handlung definiert.
Nach Izard [10] ist Emotion ein Konzept, das neurophysiologische, neuromuskuläre und phänomenologische Aspekte umfasst. Auf der neurophysiologischen Ebene werden Emotionen in erster Linie als elektrochemische Aktivität des O.U.N. definiert, insbesondere des Hypothalamus, des limbischen Systems und der Gesichts- und Trigeminusnerven. Kutane Gesichtsnervenenden und Propriorezeptoren in den Gesichtsmuskeln sind ebenfalls an der emotionalen Regulation auf neurophysiologischer Ebene beteiligt. Die neuromuskuläre Ebene der Emotionen zeigt sich in Form von Gesichtsausdrücken und nonverbalen Körperausdrücken, d.h. Gesten, Posen und viszeralen Reaktionen.
Watson [22] definierte Emotionen als ein ererbtes Muster von Reaktionen, insbesondere in den viszeralen und endokrinen Drüsen des
Der englische Physiologe Cannon [4] stand Watsons Konzeption kritisch gegenüber. Er stellte das auf dem Konzept der viszeralen Veränderungen basierende Modell der Emotionen in Frage und popularisierte das damals neuartige Modell der Emotionen als Prozesse, die in den Thalamuskernen ablaufen. Cannon war der erste, der Emotionen als eine Manifestation komplexer Hirnaktivitäten anerkannte (die jedoch in den Bereich der Physiologie fallen) und experimentell die enge Beziehung zwischen emotionalen Zuständen und der Funktion der inneren Organe nachwies.
Papez [16] ging davon aus, dass emotionale Zustände das Ergebnis eines peripheren Faktors (Impulse von den Extero- und Interrezeptoren, die schließlich die Thalamuskerne und die cinguläre Sphäre erreichen) und eines mentalen Faktors sind, der in der Großhirnrinde angesiedelt ist. Das Bindeglied zwischen der Großhirnrinde und dem Hypothalamus ist der cinguläre Kern, der von Papez als Zentrum für das Erleben von Emotionen angesehen wird.
Skinner (zitiert in [10]) definierte Emotionen als eine Art hypothetischen Zustand von Stärke oder Schwäche, der sich in einer oder mehreren Reaktionen auf verschiedene Reize ausdrückt. Plutchik [17, 18] betrachtete Emotionen im Sinne grundlegender biologischer Anpassungsprozesse, die allen lebenden Organismen gemeinsam sind. Arnold [1] hingegen stellte die Hypothese auf, dass die Phänomenologie der Emotionen in Richtung der Suche nach ihrem 'kortikalen' Substrat geführt werden sollte. Sie beschrieb zwei neuronale Systeme, die an der Regulierung der emotionalen Mechanismen beteiligt sind.
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Die hier vorgestellten Beispiele für Definitionen von Emotionen zeigen eine große Inkonsistenz in der Taxonomie. Einige Autoren beschreiben sie, indem sie sich auf physiologische Veränderungen beziehen, während andere sie als subjektive Gefühle beschreiben, die in Situationen erlebt werden, die sie auslösen. Die Schwierigkeit, emotionale Prozesse zu definieren, rührt von der Tatsache her, dass Emotionen meist integral mit anderen Erfahrungen verbunden sind und selten unabhängig davon auftreten.
Merkmale von Emotionen
Das Wissen um die individuellen Merkmale von Emotionen erleichtert ihre Beschreibung. Emotionen sind für das erlebende Subjekt positiv oder negativ. Sie unterscheiden sich daher in ihrem Vorzeichen [2]. Bei positiven Emotionen, z.B. Freude, ist das Individuum normalerweise geneigt, den emotionalen Zustand aufrechtzuerhalten. Im Gegensatz dazu wecken negative Emotionen, z.B. Angst, im Allgemeinen das Bedürfnis, ihre Fortsetzung zu unterbrechen. Emotionen sind durch unterschiedliche Stärke oder Intensität gekennzeichnet.
Nach Reykowski [19] kann die Stärke eines emotionalen Prozesses definiert werden als die Intensität der Tendenz, eine Reaktion auszuführen, die einer bestimmten Emotion entspricht. Die Stärke ist umso größer, je größer die internen oder externen Hindernisse sind, die auftreten müssen, um das Auftreten der emotionalen Reaktion zu verhindern. Starke Emotionen beeinträchtigen selektiv die Wahrnehmung und beeinträchtigen auch andere kognitive Prozesse, z.B. das freie und logische Denken. Die Dauer der Emotion, d.h. ihre Persistenz, variiert.
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Auf der Grundlage der grundlegenden Merkmale von Emotionen, wie Intensität und Dauer, wird eine Unterscheidung getroffen:
- Stimmungen - emotionale Zustände von geringer Intensität und langer Dauer;
- Emotionen - emotionale Zustände, die durch plötzliches Auftreten und kurze Dauer gekennzeichnet sind;
- Affekte - starke Emotionen, physiologische Zustände, die durch plötzliches Auftreten, erhebliche Intensität, ausgeprägte vegetative Symptome, kurze Dauer und Müdigkeit nach Abklingen des Affekts gekennzeichnet sind [2].
Unterschiede in der Motivationsstärke werden durch eine Eigenschaft ausgedrückt, die als Tiefe der Emotion bezeichnet wird. Tiefe Emotionen lösen langfristige Handlungen in eine bestimmte Richtung aus. Ein typisches Beispiel hierfür ist die mit überbewerteten Ideen verbundene Emotion [2].
Zu den Merkmalen von Emotionen gehören auch der Ausdruck und das Objekt der Emotion. Der Ausdruck von Emotionen (Kodierung) ist der äußere Ausdruck des emotionalen Zustands und manifestiert sich in Mimik, Gestik und physiologischen Manifestationen. Da Emotionen eine Haltung gegenüber einer Person oder einer Sache ausdrücken, ist die Identifizierung des Objekts der Emotion normalerweise keine schwierige Aufgabe.